Aktionen zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt in Scheyern

Veitshöchsheimer Bienenweide

Veitshöchsheimer Bienenweide: Angelegte, mehrjährige Bienenweide im ersten Jahr Quelle: Euringer

Nicht erst seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ist bekannt, dass die fortschreitende Intensivierung in der Landwirtschaft, sowie umfangreicher Siedlungs- und Straßenbau zu einer schleichenden Veränderung unserer Kulturlandschaft führen. Die Folgen für unsere Artenvielfalt sind gravierend, denn Nahrungsgrundlagen gehen verloren und der Lebensraum wird knapp. So hat sich die Situation für alle nektar- und pollensammelnden Insekten, wie z.B. Honig- und Wildbienen oder Schmetterlinge, in unserer Landschaft enorm verschlechtert. Dabei erfüllen blütenbesuchende Insekten wichtige Funktionen in der Natur, auf die nicht nur wir Menschen angewiesen sind, wie die Bestäubung der Blütenpflanzen oder als wichtiger Teil des Nahrungsnetzes (z.B. für Vögel).

Unter der Verantwortung unseres kommunalen Klimaschutzmanagers Klaus Hecht wird die Gemeinde Scheyern die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Artenvielfalt in und um Scheyern zu schützen und zu fördern, angehen. Alle Scheyrer Bürger sind herzlich eingeladen, Teil der Initiative zu werden: Die Gemeindeverwaltung, genauso wie Privatpersonen, Landwirte, Gewerbe, Schulen, Kindergärten, Gruppen und Vereine können mit großen und kleinen Projekten einen Beitrag für unsere heimische Pflanzen- und Tierwelt leisten.

Mit der Auszeichnung als Staatlich anerkannte Öko-Modellregion im Mai 2019 durch das bayerische Landwirtschaftsministerium verstärkt die Gemeinde Scheyern seine Anstrengungen zum Erhalt und der Förderung der biologischen Vielfalt.

Kommunale Flächen sollen allgemein durch naturschutzfachlichere Pflege, aber auch durch gezielte Initiativen auf einzelnen Flächen ökologisch und ästhetisch aufgewertet werden. Oft haben kleine Veränderungen in der Pflege schon einen großen Effekt auf die Tier- und Pflanzenwelt. Gemeinsam mit dem Bauhof wird daher zunächst das Pflegekonzept der Gemeinde überarbeitet. Ein Pflegekataster wird erstellt, das für Flächen in Abhängigkeit von Nutzung, Lage, usw., die geeigneten Pflegemaßnahmen festhält. So sollen auf Grünflächen Mahdzeitpunkte und -häufigkeit angepasst und das Mähgut abgefahren werden, um die Kräutervielfalt zu erhöhen. Mulchen oder Absaugen des Pflanzenmaterials sollen, wo immer möglich, zukünftig unterbleiben.

Auf diese Weise wird durch allmähliches Abmagern (Entzug von Nährstoffen) die Pflanzenvielfalt erhöht, das Absamen von Wildpflanzen ermöglicht und Tiere und Samen auf der Fläche erhalten. Auch „ungepflegte“ Bereiche müssen Tieren als Überwinterungsmöglichkeit dienen.

Gleichzeit werden einzelne Flächen durch Ansaat mit artenreichen Mischungen heimischer Kräuter und Stauden ökologisch und optisch aufgewertet. Erste Maßnahmen werden aktuell unter anderem im Bereich von Grund- und Mittelschule und dem Scheyrer Friedhof begonnen. Hier werden zukünftig verschiedene artenreiche, regionale Blumenwiesen- und Wildstaudenmischungen erblühen. Unterstützt wird die Gemeinde vom kooperierenden Scheyrer Imkerverein, der sich um das Saatgut kümmert.

 

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Artenarme Wiese Fernhag: Artenarme Wiese im September 2017 in Fernhag

 

Quelle: Euringer

 

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Artenreiche Wiese in Fernhag: Neuangesäte, artenreiche Wiese im Mai 2019 mit Margeriten, Wiesensalbei

 

Quelle: Euringer

 

 

Natürlich kann jeder Bürger mit Garten oder Balkon seinen Beitrag zum Artenschutz leisten. Mit zwei Initiativen möchte die Gemeinde die Bürger dabei unterstützen: Bürger, die eine kleine Fläche zu Verfügung haben, oder aber eine Blühwiesen-Mischung vorab testen möchten, können sich eine Probe beim Bauhof holen. Mit der Initiative „Buntplatz statt Bauplatz“ unterstützt die Gemeinde Bürger bei der Anlage und Ansaat von mehrjährigen, heimischen Blühflächen, die in absehbarer Zeit (mind. 5 Jahre) nicht bebaut werden. Diese Flächen werden dadurch nicht nur ökologisch, sondern auch optisch aufgewertet. Informationen erhalten interessierte Grundbesitzer bei Klimaschutzmanager Klaus Hecht (Büro 08441/806435), oder bei der Informationsveranstaltung mit dem Scheyrer Imkerverein am Samstag, den 06.07.19 um 14 Uhr in der Stephanstr. 20, Scheyern.

 

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Artenarme Baulücke: Typische gemulchte und artenarme Baulücke


Quelle: Euringer

 

 

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Veitshöchsheimer Bienenweide: Angelegte, mehrjährige Bienenweide im ersten Jahr

 

Quelle: Euringer

 

Wie wirken sich die angepassten Pflegemaßnahmen auf die Pflanzenvielfalt aus? Reicht „Weniger ist mehr“? Welche Flächenvorbereitungen und Saatmischungen bewähren sich nachhaltig? Diese und weitere Fragen wird ein Monitoring auf einzelnen Flächen beantworten, bei dem die Güte und Nachhaltigkeit der sich entwickelnden Pflanzengesellschaften erfasst werden sollen. Hierbei sind Bürger mit Pflanzenkenntnissen gefragt, die bereit sind, ausgesuchte Flächen im Jahresverlauf zu begleiten. Bei Interesse bitte melden bei Kathrin Euringer (Tel. 081/784919).

Ein ganzheitliches Projekt, das Klima- und Artenschutz in Scheyern vereint, plant Klimaschutzmanager Klaus Hecht mit ansässigen Landwirten. Der Anbau der durchwachsenen Silphie, einer mehrjährigen, nektar- und pollenproduzierenden Energiepflanze zur herstellung von Biogas soll gefördert und dadurch die Nachteile von Maismonokulturflächen verringert werden. Die Silphie ist, wie viele Kulturpflanzen, keine heimische Art und wird daher gemeinsam mit heimischen Wildpflanzenmischungen angebaut werden, um den Ansprüchen spezialisierter Tierarten zu genügen. Eingebettet in extensive Strukturen, die Tieren Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeit bieten, kann die Durchwachsene Silphie zugleich einen Beitrag für Klima- und Artenschutz leisten.

Dazu wird für interessierte Landwirte und Bürger am Donnerstag, den 01.08.2019 um 19:00 Uhr eine Informationsveranstaltung mit Feldbegehung zur Demonstrationsfläche der Durchwachsenen Silphie von Landwirt Ludwig Scheininger in Scheyern im Blühstadium stattfinden. Treffpunkt ist das Rathaus Scheyern. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen (AELF) an der Ilm, die Firma Donau-Silphie und der Imkerverein Scheyern werden mit ihrem fachkundigen Wissen der Veranstaltung beiwohnen.

Alle Vereine, die auf kommunalen Flächen für die Artenvielfalt aktiv werden möchten, z. B. im Rahmen von Einzelaktionen, Flächenpatenschaften, u.v.m. können sich bei Klimaschutzmanager Klaus Hecht melden.