Geschichte von Scheyern

Geschichtlich gesehen ist Scheyern der bedeutsamste Ort im Landkreis Pfaffenhofen. Bevor die Benediktiner um 1119 die Burg Scheyern am Gerolsbachtal als Kloster einrichteten, hatten sie 1075 Margaretenzell, 1095 Fischbachau und 1104 den Petersberg bei Eisenhofen ausgebaut. Ihre Stifterin war die Gräfin Haziga, Gemahlin des Pfalzgrafen Otto von Scheyern. Die Burg Scheyern war von ihrem Besitzer zugunsten von Wittelsbach aufgegeben worden.

 

Nach einem Brand stellte Abt Waldemar (1171 - 1203) das Kloster wieder her und ließ die dreischiffige Basilika erbauen, die unter Abt Konrad 1215 geweiht wurde.

 

Der Abt machte Scheyern zu einem wahren Kulturzentrum. Er selbst schrieb einen Teil der Klosterchronik, Kaiser- und Königskataloge; auch die Buchmalerei wurde eifrig betrieben. Das der Kirche geschenkte Kreuzpartikel war schon im Mittelalter Mittelpunkt der Verehrung und Ziel vieler Wallfahrer. Ludwig von Graisbach (1260 - 69) erhielt als erster Abt die Pontifikalien.

 

Wilhelm Kienberger, ehedem Ordensmitglied von Tegernsee , führte 1449 die von Tegernsee her wirkende Melker Reform ein. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Scheyern wiederum eine Heimstätte der Kunst und Buchmalerei. Abt Johannes Turbei (1503-35), Humanist und Freund Aventins, ist hier besonders hervorzuheben. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche mit einem spätgotischen Gewölbe ausgestattet.

 

Im Dreißigjährigen Krieg mußte Abt Stephan Reitberger mit dem Rest seines Konvents nach Fischbachau flüchten. Abt Gregor Kimpfler gehörte zu den Gründern der 1684 konstituierten bayerischen Benediktiner-Kongregration. Die Abteikirche wurde erst unter Abt Joachim Herpfer (1757-71) im Geist des Spätrokoko umgestaltet.

 

1803 fiel auch das Hauskloster der Wittelsbacher unter die Säkularisationsdekrete. Die Gebäude wurden verkauft und wechselten in kurzer Zeit fünfmal ihren Besitzer. Die Kirche wurde Pfarrkirche.

 

1838 ließ König Ludwig I. Scheyern zunächst als Benediktiner-Priorat wiedererstehen. Seit 1843 führte Rupert Leiß (+1872) wieder den Abtstab. Nach der Zweitgründung errichtete Scheyern sofort eine Studienanstalt. Abt Rupert Metzenleitner hat die Abteien Ettal (1900) und Plankstetten (1904) wieder errichtet.

 

Abt Simon Landersdorfer wurde 1936 Bischof von Passau.
Aber auch in der großen Politik leistete Scheyern einen bedeutenden Beitrag:
1532 wurde hier das "Scheyerer Bündnis" zwischen Bayern und den protestantischen Reichsfürsten mit Frankreich geschlossen, das dann drei Jahrhunderte hindurch Muster einer Balancepolitik gegen das österreichisch-habsburgerische Übergewicht bleiben sollte.

Scheyern lebt schon immer von seinem Herren- bzw. Klostersitz, also mit dienstmännisch-ländlichem Charakter. Für eine städtische Entwicklung war seine Verkehrslage nicht günstig genug; davon profitierte das nur 5 km entfernte Pfaffenhofen. Beide Orte haben sich jedoch immer ausgezeichnet
ergänzt.

 

Im letzten Krieg sperrten die Machthaber das Klostergymnasium, legten dafür aber Dienststellen der Wehrmacht und Luftwaffe nach Scheyern. Daraus wurden dann teilweise Flüchtlingslager sowie eine wichtige Funkdienststelle mit Kaserne der US-Besatzungsmacht. Als diese abzog, rückte eine Einheit der Luftabwehr der Bundeswehr in Scheyern ein. Damit stand der Ort wirtschaftlich auf zwei belebenden Beinen: Kloster und Kaserne. Zuletzt beherbergte die Kaserne eine Flugabwehrraketeneinheit. Diese wurde 1993 verlegt und die Kaserne geschlossen. Sie ging zur weiteren Nutzung an die Gemeinde über und wird noch 1997 nach Umbau als Grundschule genutzt.

 

Die durchgeführte Gebietsreform brachte eine Art Wiedergutmachung für den Gebiets- und Gewichtsverlust von 1803. Durch den Anschluss von Euernbach, Triefing, Vieth und Winden erhöhte sich die Fläche der neu entstandenen Einheitsgemeinde und Kleinzentrum Scheyern auf ca. 40 qkm bei heute 4.805 Einwohnern (Stand 2011).

Stolz ist Scheyern auch auf die einzige Heim-Berufsoberschule Bayerns für Wirtschaft und Technik, die anstelle des nach dem Krieg voll ausgebauten Hum. Gymnasiums der Benediktiner errichtet wurde, das 1969 dem Schyren-Gymnasium Pfaffenhofen angegliedert wurde. Neueste Errungenschaft ist der 1994 eröffnete architektonisch gelungene erste gemeindliche Kindergarten.

 

Seit 1990 steht dem Forschungsverbund und Agrarökosysteme München (FAM) das Klostergut der Benediktinerabtei mit ca. 150 ha als Versuchsgut zur Verfügung. Bürgermeister der in allen Bereichen aufstrebenden Gemeinde war von 1978 bis 2002 Rudolf Reimer, von 2002 bis 2014 Albert Müller  und ist seit 01.05.2014 Manfred Sterz.